Gedenkveranstaltung zum 8. Mai

Richard von Weiszäcker hielt am 8. Mai 1985 als Bundespräsident im geteilten Deutschland eine Rede, die als Meilenstein in der Aufarbeitung der deutschen Geschichte gilt, als Brückenschlag in
der durchaus unterschiedlichen Vergangenheitsbewältigung der beiden deutschen Staaten. Es ist eine Rede, die aktueller denn je erscheint, Richard von Weiszäcker spricht vom 8. Mai als einem Tag der Befreiung und kommt dabei ohne die Heroisierung von Kriegshandlungen aus:

„Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren. Andere empfanden Schmerz über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche vor dem geschenkten neuen Anfang. …
Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft….. Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist. Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden. Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit – für niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet. Aber wir haben die Kraft, Gefährdungen immer von neuem zu überwinden.
Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren.

Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.
Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.
Lassen Sie auch uns als demokratisch gewählte Politiker dies immer wieder beherzigen und ein
Beispiel geben.
Ehren wir die Freiheit.
Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht.

Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit.
Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“
Quelle

Lasst uns nicht der Versuchung erliegen, Kriegshandlungen zu heroisieren. Unter dem Vorwand „Nie wieder“ und mit Hinweis auf die Verbrechen des 2. Weltkrieges durch das Naziregime werden heute neue Kriege gerechtfertigt, auf dem Balkan, im Nahen Osten, jetzt in der Ukraine. Feindbilder werden konstruiert und Angriffskriege als Friedensmission oder Befreiungsaktion deklariert. Lasst uns wach bleiben!

Wir rufen alle Pankower/innen auf, an den Gedenkveranstaltungen zur Befreiung vom Faschismus teilzunehmen. Wie in jedem Jahr unterstützen wir das Bündnis 8. Mai in Buch. Vor dem sowjetischen Ehrenmal findet in der Zeit von 10 – 16 Uhr eine Gedenkveranstaltung für den Frieden mit Musik , Kranz- bzw. Blumenniederlegung und Redebeiträgen statt.